Die Weisheit der vier harmonischen Freunde
In der bhutanesischen Volkskunst gehören sie zu den häufigsten Motiven: der Vogel, der Hase, der Affe und der Elefant, die übereinander einen lebenden Turm bilden. Man findet sie auf Tempelwandbildern, Stupas und Alltagsgegenständen. Auch in anderen buddhistischen Regionen tauchen die «vier harmonischen Freunde» immer wieder auf. Doch wer sind sie, und was bedeuten sie?

Die Geschichte der vier Freunde (མཐུན་པ་སྤུན་བཞི།) wird in verschiedenen Varianten erzählt, doch die Botschaft ist stets dieselbe: Jedes Wesen hat eigene Stärken und Schwächen. Erst wenn man diese vereint und einander mit Respekt begegnet, kann man erreichen, was allein unmöglich wäre.
In einer Version pflanzt ein Fasan einen Baum. Solange er klein ist, kann er von seinen Früchten leben. Doch je höher der Baum wächst, desto schwerer wird es für den flugunfähigen Fasan, an Nahrung zu gelangen.
Da erscheint das Kaninchen: Es bewässert den Baum, frisst, was auf den Boden fällt, und trägt den Fasan auf seinem Rücken, damit dieser die tieferen Früchte erreicht. Doch bald wächst der Baum über beide hinaus.
Der Affe hilft weiter: Er düngt den Baum, klettert an ihm empor und wirft den anderen Früchte hinab. Doch auch er kommt nicht bis ganz nach oben.
Schliesslich tritt der Elefant hinzu. Er beschützt den Baum und trägt die drei anderen auf seinem Rücken. Gemeinsam erreichen sie nun selbst die höchsten Früchte – genug Nahrung für alle.